Patientenverfügung für alle Fälle

Ich bin vor ein paar Tagen 40 geworden und da kommt man so langsam in das Alter, wo sich die Fälle im Umfeld häufen, bei denen Kollegen oder Bekannte krank werden, manchmal sogar völlig unerwartet sterben. Gut, mit 50 oder 60 wird das sicher noch häufiger, aber auch jetzt erlebe ich das leider gelegentlich. Und mit krank meinte ich nicht so etwas wie eine Grippe, sondern die richtig gefährlichen Sachen: Schlaganfälle, Infarkte oder leider auch Krebs. 

Aus diesem Grund haben wir uns mit meiner Frau neulich Gedanken darüber gemacht, dass es Zeit wird so etwas wie den Notfallordner anzulegen. Da sollen dann alle Dokument rein, die man braucht, wenn der Partner plötzlich weg wäre durch einen Unfall, oder eine Krankheit. So würde man im Notfall an alle wichtigen Sachen des anderen rankommen. 

Gleiches gilt für eine Patientenverfügung. Bisher haben wir keine gemacht, dabei ist es sehr wichtig eine zu haben. Mit diesem Dokument kann man Angehörige dazu ermächtigen medizinisch relevante Entscheidungen für einen zu treffen. Dies wird dann notwendig, wenn man seinen eigenen Willen nicht mehr selber äußern kann. Das kann zum Beispiel sein, wenn man im Koma liegt oder bereits einen Hirntod erlitten hat. In diesem Fall kann man zum Beispiel festlegen, dass der Ehepartner / Lebensgefährte die Maschinen abstellen lassen kann. Oder, ob die Erlaubnis zur Organspende gegeben werden soll. Also ziemlich unangenehme Sachen, aber solche Dinge müssen irgendwann geregelt sein. 

Ich möchte zum Beispiel nicht, dass ich hirntot in der Klinik liege und über Jahre vor mich hinvegetiere, während meine Familie quasi eine Leiche besucht. Das verlängert nur das Leiden meiner Liebsten und es bringt niemandem etwas. Da wäre ich glücklicher, wenn mich die Ärzte schnell ausschlachten. Vielleicht können meine Organe noch das Leben mehrerer anderer Menschen retten. Das wäre doch ein sinnvoller Abgang. 

Wie auch immer, eine Patientenverfügung ist ein wichtiges Thema. Vor allem ist sie für Paare unerlässlich, die nicht verheiratet sind. Nach meinem Wissensstand wird ein Lebensgefährte nicht auf die Intensivstation gelassen, wenn dem anderen etwas passiert und diese(r) nicht mehr bei Bewusstsein ist. Da die Partner nicht getraut sind, besteht kein offizielles, staatlich abgesegnetes Verhältnis. So könnte ja jeder ankommen und sich als der Partner des Patienten ausgeben. Keine Chance, da gibt es rigorose Vorschriften. Es gibt also reichlich Tücken im System und wenn der Ernstfall da ist, dann ist es zu spät. 

Dieses Thema sollte also jeder einmal angehen. Das Gute ist, meist reicht es die Dinge einmal zu regeln. Außer vielleicht man lässt sich scheiden. Dann ist es natürlich wichtig nicht dem Ex eine Vollmacht zu lassen. Nicht dass sie / er noch Rachegefühle hegt und die Maschinen abstellen lässt, nur weil man eine Leistenbruch-OP hat 😉