Digitales Hinweisgebersystem mit Blockchain-Technologie

Wir leben in einer Zeit, in der sich Macht verteilt. Ganz einfach aus dem Grund, weil jeder Mensch mit einer Kamera “bewaffnet” ist und sich Nachrichten in Echtzeit über die ganze Welt verteilen können, zum Beispiel über soziale Medien. Immer wieder kommt es dazu, dass Regierungen oder große, mächtige Konzerne lügen und betrügen. Und immer wieder sind die Machenschaften aufgeflogen, weil ehrliche Menschen es durch Whistleblowing dafür gesorgt haben. Man sagt zwar, dass das eine gute Sache ist, weil Macht Kontrolle braucht. Andererseits arbeiten aber auch die Mächtigen der Welt immer daran, dass ihnen das nicht passiert. Sie versuchen Whistleblower als Spione zu brandmarken und finden immer wieder technische Möglichkeiten, um sie zu identifizieren. Aus diesem Grund erfordert es heute Tools und Werkzeuge, die genau das verhindern. Und eine Möglichkeit dazu sind digitale Hinweisgebersysteme, die mit der Blockchain arbeiten.

Was ist ein digitales Hinweisgebersystem?

Ein digitales Hinweisgebersystem, das auf Blockchain basiert, ist eine Anwendung, die es ermöglicht, Informationen sicher und anonym zwischen verschiedenen Parteien auszutauschen. Hinweisgeber können damit vertrauliche Informationen oder Beweise anonym an eine andere Partei weitergeben, ohne ihre Identität oder die Identität der empfangenden Partei preiszugeben. Ein solches System wird von einem Hinweisgebersystem Anbieter erstellt, der die technischen Möglichkeiten dafür erstellt.

Die Blockchain-Technologie, die als Grundlage für dieses System dient, bietet eine hohe Sicherheit und Transparenz für den Datenaustausch. Die Informationen werden in Blöcken aufgezeichnet und in der gesamten Blockchain gespeichert, was es schwierig macht, Daten zu manipulieren oder zu fälschen. Ein digitales Hinweisgebersystem, das auf Blockchain basiert, bietet auch den Vorteil, dass es für eine breite Palette von Anwendungen eingesetzt werden kann, einschließlich Whistleblowing, Compliance-Management, Korruptionsbekämpfung und Datensicherheit.

Ein Beispiel für ein digitales Hinweisgebersystem, das auf Blockchain basiert, ist das Projekt “Integrity” der UN-Entwicklungsorganisation (UNDP), das darauf abzielt, Korruption und illegale Praktiken in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zu bekämpfen. Das System verwendet Blockchain-Technologie, um den sicheren und anonymen Austausch von Informationen zwischen Hinweisgebern und Empfängern zu ermöglichen.

Warum ist das alles nötig?

Hinweisgeberschutzgesetze

Die Europäische Union hat eine Richtlinie zum Schutz von Hinweisgebern (Whistleblowern) verabschiedet, die 2019 in Kraft getreten ist.

Die Richtlinie sieht vor, dass Unternehmen und Behörden sicherstellen müssen, dass Hinweisgeber, die Verstöße gegen EU-Recht oder nationales Recht melden, geschützt werden. Dazu gehören Maßnahmen wie die Einrichtung von internen Meldeverfahren, die Schaffung von unabhängigen externen Stellen, die sich mit Meldungen befassen, und der Schutz von Hinweisgebern vor Vergeltungsmaßnahmen.

Die Richtlinie gilt für eine breite Palette von Bereichen, darunter Finanzdienstleistungen, öffentliche Auftragsvergabe, Lebensmittel- und Produktsicherheit, Umweltschutz und öffentliche Gesundheit.

Die Mitgliedstaaten der EU müssen bis zum 17. Dezember 2021 die Vorschriften der Richtlinie in nationales Recht umsetzen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass einheitliche Standards für den Schutz von Hinweisgebern in der gesamten EU gelten. Doch leider hinken sogar noch im Jahr 2023 zahlreiche Länder hinter dieser Deadline hinterher.

Ein digitales Hinweisgebersystem auf Basis der Blockchain Technologie würde dazu führen, dass die Whistleblower sich schon jetzt darauf verlassen können, dass sie nach der Veröffentlichung von Material geschützt sind vor Verfolgung. Insbesondere in Diktaturen ist die Gefahr dafür groß. Mehr Infos dazu in diesem Video:

Beispiele für Erfolge durch Whistleblower

Wie wichtig solche Hinweisgeber sind, zeigen einige Beispiele aus dem Bereich Politik und Wirtschaft. All diese Fälle haben Regierungen dazu gezwungen politische Maßnahmen zum Wohle der Gesellschaft zu tätigen:

Edward Snowden: Snowden war ein ehemaliger Mitarbeiter der US-amerikanischen National Security Agency (NSA), der 2013 geheime Informationen über das Überwachungsprogramm PRISM und andere Überwachungsaktivitäten der US-Regierung an Journalisten weitergab. Die Veröffentlichung dieser Informationen führte zu einer öffentlichen Debatte über die Privatsphäre und Überwachung von Bürgern durch Regierungen.

Jeffrey Wigand: Wigand war ein ehemaliger Mitarbeiter des Tabakkonzerns Brown & Williamson, der in den 1990er Jahren Informationen über den Einsatz von Suchtmitteln in der Tabakindustrie preisgab. Seine Enthüllungen trugen dazu bei, dass die US-Regierung ihre Bemühungen zur Regulierung der Tabakindustrie verstärkte und Tabakkonzerne in mehreren Rechtsstreitigkeiten verurteilt wurden.

LuxLeaks: Im Jahr 2014 enthüllte der Whistleblower Antoine Deltour, dass multinationalen Unternehmen in Luxemburg durch geheime Steuerabkommen ungerechtfertigte Steuervorteile gewährt wurden. Die Veröffentlichungen lösten eine Debatte über Steuervermeidung durch große Unternehmen aus und führten zu Ermittlungen und Reformen in der EU.

Enron-Skandal: Im Jahr 2001 brachte der Whistleblower Sherron Watkins den Enron-Skandal ins Rollen. Enron, ein ehemals führendes US-Energieunternehmen, hatte Bilanzen gefälscht und Schulden verschleiert. Die Veröffentlichungen führten zu einer breiteren Untersuchung der Buchhaltungspraktiken großer Unternehmen und stärkerer Regulierung in der US-Wirtschaft.