Über Geld spricht man nicht – das ist blöd

„Was verdienen Sie?“ – das ist eine fast schon verbotene Frage in unseren Breitengraden. Auch im Freundes- und Bekanntenkreis spricht man nicht gerne über das Einkommen. Ich persönlich finde das unklug und bin überzeugt davon, dass man dadurch beachtliche Einkommenschancen verspielt.

Gehaltsinformationen sind „Gold“ wert

Ich persönlich rede mit Freunden immer wieder über Gehälter. Wir machen keine detaillierten Angaben und halten uns selbstverständlich alle ausdrücklich an die arbeitsrechtlichen Vorgaben, aber die Größenordnung besprechen wir regelmäßig untereinander. Wir machen das, weil diese Gespräche wertvolle Informationen darüber liefern, ob wir uns in der aktuellen Position unter Wert verkauft haben und ob wir nicht deutlich mehr herausholen könnten.

Ich habe einige Bekannte, die sich mit Hilfe solcher Informationen kurzfristig wesentlich mehr Gehalt verschafft haben. Sogar ein direkter Freund von mir, ein Informatiker, war anfänglich sehr zurückhaltend was das Thema angeht. Anschließend war er sehr froh darüber, dass wir offen reden konnten, denn nur dadurch hat er erfahren, dass er weit unter dem Niveau von anderen Informatikern bezahlt wurde. Er schickte sofort  Bewerbungen los und ich habe ihm sogar dabei geholfen. Jetzt verdient er ca. 40% mehr.

Auch andere Freunde haben jahrelang total unterbezahlt in ihrer Firma vor sich hin gearbeitet, dabei hätten sie viel mehr bekommen können. Manche waren regelrecht schockiert, dass die Unterschiede zum Teil 20-50% ausmachen, obwohl sie fast gleiche Qualifikationen hatten. Die meisten haben das sofort geändert.

Wer sich also mit Freunden über Gehälter austauscht, der kann es auch im Geldbeutel zu spüren bekommen.

Netzwerke aufbauen

Ein weiterer Vorteil dieser gegenseitigen Gefälligkeiten ist, dass das eigene Netzwerk immer finanzstärker wird. Dies wiederum führt dazu, dass man eine zunehmende Anzahl von Freunden hat, die einem ebenfalls dabei helfen können an eine noch lukrativere Position zu kommen.

Keinen Neid aufkommen lassen

Mir persönlich ist es egal, wenn jemand für die gleiche Arbeit wesentlich mehr Geld verdient als ich. Ich werde nicht neidisch, sondern bin dankbar für die Information und beginne nach Möglichkeiten zu suchen, wie ich ebenfalls in dieses Gehaltsniveau vordringen kann.

Wer aber anfängt deswegen Freunde zu mobben und seinem Neid Ausdruck zu verleihen, den sollte man aus solchen Gesprächen einfach ausschließen. Diese haben offenbar nicht die emotionale Reife um mit solchen Informationen richtig umzugehen.

Zwei Wege zu deutlich mehr Gehalt

Neulich habe ich mit ein paar Freunden darüber geredet, ob sie Leute kennen, die sich eine richtig satte Gehaltserhöhung verschafft haben. Und wenn ja, mit welcher Methode? Hier sind zwei Fallbeispiele aus dem realen Leben bei denen es geklappt hat. Wenn ich weitere erfahre, dann lasse ich es meine Leser wissen.

„Wer bietet mehr“?

Einer der Betroffenen hat jahrelang bei seinen Vorgesetzten um eine Gehaltserhöhung gebeten. Er hat immer nur die üblichen Ausreden zu hören bekommen und nichts erreicht. Kündigen wollte er aber nicht unbedingt, da er das Umfeld grundsätzlich gerne mochte.

Daraufhin hat er Bewerbungen verschickt und sich bei einer anderen Firma ein Gehalt ausgehandelt, dass ca. 40% über dem lag, was er bis dahin verdient hat. Mit dem Vertragsangebot in der Hand ist er zum Chef marschiert und hat gesagt, dass er genau dieses Gehalt haben möchte, da er sonst die Firma verlässt.

Einen Tag später hat er eine Gehaltserhöhung von 40% in der Tasche gehabt und konnte da weiterarbeiten, wo er es gerne tat.

„Vermisst ihr mich schon“?

Ein anderer hat tatsächlich seinen Job gekündigt, denn er fühlte sich und seine Leistungen nicht genug gewürdigt von seinem Arbeitgeber. Dann ist er erstmal eine Weile ins Ausland gegangen. Nach seiner Rückkehr hat er über seine alten Netzwerke in der Firma zu verstehen gegeben, dass er bereit wäre zurückzukehren, wenn die Konditionen in Ordnung sind.

Da man seine Leistungen dort schon vermisst hatte, wurde ihm ein höheres Gehalt angeboten und dazu noch ein Führungsposten.

Klappt das bei jedem?

Natürlich funktioniert diese Methode nicht bei jedem, sondern nur bei Mitarbeitern, die echte Leistungsträger sind. Daher sagt mir jetzt mein Bauchgefühl, dass man mit der ersten Variante besser wegkommen wird. Sagt der Chef nämlich „Nein“, dann hat man immerhin ein Angebot in der Tasche.

Variante 2 ist etwas riskanter, dennoch kann man sich ja innerhalb einer Anstellung mal bei seinem alten Arbeitgeber ins Gespräch bringen. Wer weiß, vielleicht erlebt man ja eine angenehme Überraschung?

Fazit

Die Firmen wissen, dass 95% der Leute untätig bleiben, was das Gehalt angeht und zahlen dadurch so wenig wie möglich. Die 5%, die um das Geld kämpfen und die auch gute Leistungen bringen, denen geben sie problemlos mehr – wenn es wirklich drauf ankommt.

Die Karriereratgeber sagen oft, dass man nicht mit der Kündigung drohen soll. Man muss tatsächlich nicht gleich zu solch drastischen Mitteln greifen aber ich denke für ganz große Gehaltssprünge sind sie am wirksamsten. Wenn man auf „herkömmliche“ Art um mehr Gehalt bittet, dann wird man kaum mehr als ein paar Prozent rausholen können. Aber 40% – nur schwer würde man das kriegen ohne ein Alternativangebot in der Hand.

Diese Methoden sollte man lieber nicht mehr als einmal pro Arbeitgeber anwenden 🙂