Thermorollen für Kassensysteme – eine Branche zwischen den Fronten

Wer beim Bäcker ein Brötchen kauft, der wird gefragt, ob ein Kassenbon gewünscht wird. Warum ist das so? Weil Vater Staat sich gedacht hat eine Pflicht zum Kassenbon würde Steuerhinterziehung vermeiden. Auf der anderen Seite sollte man sich im Klaren sein, dass dabei mehr Papier verbraucht wird als je zuvor. Zudem sollte man wissen, dass Kassenbons nicht gerade ein Traum für die Umwelt sind. Wir zeigen die verschiedenen Fronten auf, zwischen die eine Branche hier geraten ist.

Pflicht zum Kassenbon – warum ist sie eingeführt wurden?

Vater Staat ist in Deutschland sehr großzügig mit Konzernen wie Google, Amazon oder Apple. Seit Jahrzehnten zahlen sie hier keine Steuern und es wird auch kein einziges Gesetz dazu eingeführt daran etwas zu ändern. So entgehen dem Staat Milliarden. Aber wenn es um die Steuerehrlichkeit von kleinen Geschäften geht, da ist man sehr akribisch dabei Bürokratie aufzubauen und ganz genau hinzusehen. Eine solche Maßnahme war die Einführung der Bonpflicht in Verbindung mit zertifizierten Kassensystemen.

Läden mit elektronischen Kassensystemen müssen seit dem 01.01.2020 immer einen Beleg ausdrucken. Dieser muss zeitlich mit der Transaktion zusammenfallen. Welcher Art die Kasse ist, das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ein Beleg ohne Ausnahme gedruckt wird. Somit hieß es Thermorollen kaufen für die Kassen, die bisher nur digital arbeiteten. Der Beleg muss gedruckt werden, egal ober der Kunde diesen möchte oder nicht. Die Frage nach dem Bon erstreckt sich also nicht auf das Ob, sondern lediglich auf das Aushändigen. Warum macht man so etwas?

In den meisten Läden in Deutschland wurde schon immer ein Kassenzettel gedruckt. Wer beim Aldi oder Edeka einkaufen ging, der hatte immer einen Zettel in der Hand. Solche großen Geschäfte würden niemals versuchen auch nur einen Cent Steuern zu sparen, indem sie Quittungen unterschlagen. Man hatte eher auf andere Branchen abgezielt. Welche das waren, das wird zum Beispiel hier erklärt:

Zielgruppe der Bonpflicht waren vor allem Gastronomen. Oder Dienstleister, deren Leistungen immaterieller Natur sind. Zum Beispiel Masseure oder Friseure. In solchen Läden häuften sich in den letzten Jahrzehnten Fälle von Steuerbetrug. Kassensysteme wurden so manipuliert, dass einige Umsätze nicht in die Buchhaltung gingen, sondern im Nirwana verschwanden. Der Kunde bekam nur auf Anfrage einen Kassenzettel. Doch der war oft nur ein Stück Papier. Die Einnahmen wurden im Hintergrund zum Teil dennoch nicht versteuert und die Umsatzsteuer nicht abgeführt.

Daraufhin wurden Gesetze erlassen, die dafür sorgten, dass nur noch zertifizierte Kassensysteme im Laden betrieben werden dürfen. Findet das Finanzamt darauf Software, die verdächtig erscheint, dann wird eine Strafe fällig. Des Weiteren wurde die Bonpflicht eingeführt. Bons gab es schon vorher, nur wird ab nun jeder Kassenzettel mit einer Signatur versehen. Zudem werden zwei Kassenzettel ausgestellt. Einer für die Käufer, der andere verbleibt im Laden und muss abgelegt werden. Spielt jemand im Nachhinein mit der Kasse herum und verändert die Tageseinnahmen, dann verändern sich die  Signaturen allen gespeicherten Belegen in der Kasse. So würden die Papier-Belege nicht mehr zu den digitalen passen. Damit würde dem Finanzamt sofort auffallen, wenn ein Ladenbetreiber gemogelt hat. Denn auf den Kassenzetteln im Laden steht etwas anderes als auf denen im System.

Wie hilft die Bonpflicht gegen Steuerhinterziehung
Wie hilft die Bonpflicht gegen Steuerhinterziehung

Das heißt, die Pflicht zum Ausdrucken an sich ist nicht der große Schlag. Es ist die Kombination von doppelter Belegerstellung und der Markierung mit einer Signatur. Und natürlich mit dem Einsatz von streng zertifizierten Kassensystemen. Beide Maßnahmen zusammen sind wichtig.

Thermorollen und die Umwelt

Umweltschützer kritisieren diese Maßnahme zum Teil äußerst drastisch. Grund dafür ist, dass ein immens hoher Verbrauch an Papier anfällt. Jeden Beleg zweifach ausdrucken produziert natürlich jede Menge Müll. Häufig möchten die Kunden den Ausdruck gar nicht. Daher landet dieser noch vor Ort in der Tonne.

Wichtig ist zudem die chemische Aufbereitung. Kassenzettel-Papier-Rollen werden deswegen als Thermorollen bezeichnet, weil sie mit einer speziellen Beschichtung versehen sind. Dadurch lassen sie sich besser bedrucken und ihre Haltbarkeit ist deutlich höher. Das müssen sie ja auch. Immerhin bilden sie den Beleg dafür, dass irgendwann eine Garantie ausgestellt wurde. Wer zum Beispiel einen Fernseher kauft, der benötigt den Bon möglicherweise in 1,5 Jahren wieder, wenn er kaputt geht. Da darf es nicht sein, dass die Tinte schon verblichen ist. Problem an der Sache ist nur, dass diese Beschichtung bei manchen Produkten teilweise aus gesundheitsgefährdenden Chemikalien besteht. Diese machen das Papier für das Recycling untauglich. Daher müssen Kassenbons in den Restmüll und dürfen nicht in die Papiertonne.

War dieses Gesetzt somit ein Rohrkrepierer? Eines, dass die Umwelt zerstört?

Man muss sagen, dass die neuen Kassensysteme auf jeden Fall besser arbeiten als früher. Ob das Drucken der Bons wirklich dabei hilft Betrüger zu überführen ist so die Frage. Viele Gastronomen oder Friseure haben andere Möglichkeiten gefunden, um die Umsätze am Staat vorbei zu schleusen.

In Sachen Müll sollte man jedoch wissen, dass sich Kunden Belege auch digital auf Ihr Handy ausgeben lassen können. Dafür gibt es Apps mit QR Codes. Wer also Papiermüll vermeiden möchte, der kann dies auch jetzt schon tun.

Diesen Beitrag als Video-Podcast anhören oder ansehen: