Lohnt sich eine Ausbildung in der Pflege

Bevor ich BWL studiert habe und zum knallharten Erzkapitalisten herangezüchtet wurde, hatte ich einen sozialwissenschaftlichen Abschluss abgelegt – die Fachhochschulreife im Fach Sozialwesen. Dafür muss man als Schüler insgesamt 9 Wochen im Kindergarten und 9 Wochen in der Pflege von Patienten zubringen. Zu dieser Zeit habe ich mir auch Gedanken gemacht darüber welchen Weg ich einschlagen soll. Denn eine pflegerische Tätigkeit hat guten und schlechte Seiten.

Lohnt sich eine Ausbildung in der Pflege?

Ich denke, es ist immer eine Frage dessen, was ein Mensch vom Leben haben möchte. Jeder sollte sich darüber Gedanken machen und dann den Beruf suchen, der zu ihm passt. Ob sich eine Ausbildung in der Pflege lohnt, das muss dann jeder für sich selbst entscheiden.

Finanziell gesehen ist die Tätigkeit nicht gerade das, womit man reich und mächtig wird. Andererseits arbeiten die Angestellten in diesem Bereich auch nicht gerade für den gesetzlichen Mindestlohn, sondern deutlich darüber. Der Begriff “solides Gehalt” wäre hier wohl angebracht. Wichtig zu berücksichtigen ist auch, dass der Job krisensicher ist. Genaugenommen hat er sogar eine Art goldene Zukunft vor sich. Zum einen werden Menschen immer krank, unabhängig davon ob da draußen die Finanzmärkte kollabieren – so wie es 2007 der Fall war. Jemand muss sie dann pflegen. Zum anderen altert die deutsche Gesellschaft so rasant, dass wir hier den Bedarf an Pflegekräften gar nicht decken können. Das heißt, wer auf Sicherheit spielen möchte, der kann im Bereich Altenpflege einen Weg einschlagen, der quasi die Stabilität einer Beamtenposition mit sich bringt.

Was die anderen Faktoren betrifft, muss jeder seinen Umgang mit den negativen Seiten finden. Als ich in der Klinik gearbeitet hatte, war ich auf der inneren Medizin tätig. Im Wesentlichen war es eine Krebs- und Hepatitis-Station. Es war irgendwie ein gutes Gefühl den Menschen zu helfen, aber leider sind viele von ihnen unter furchtbaren Qualen gestorben. Das hat bei mir nicht gerade zu einer gesteigerten Lebensfreude geführt. Man gewöhnt sich daran – auf Dauer hätte ich es aber nicht machen können. Für andere dagegen bietet das wahrscheinlich die innere Erfüllung: Menschen zu helfen, egal was am Ende dabei herauskommt. Gut, es gibt natürlich auch Stationen, auf denen weit weniger schlimme Sachen behandelt werden.

Aber mir hat einfach die Kreativität gefehlt und die Möglichkeit etwas Neues zu erschaffen. Beim Aufbau und Wachstum dabei zu sein. Schon immer war es mein Traum mir eine Firma aufzubauen und dann finanziell unabhängig zu sein. Das habe ich heute erreicht. In der Pflege wäre das für mich nicht machbar gewesen.

Andere dagegen wünschen sich genau das Gegenteil. Keine Höhen und Tiefen, bei denen man als Unternehmer nachts schweißgebadet aufwacht, weil man finanzielle Risiken eingegangen ist. Ein Job in der Pflege ist relativ konstant in der Tätigkeit und bietet eine regelmäßige Lernkurve. Denn der Körper des Menschen bleibt immer gleich. Nur die Technik in der Medizin ändert sich immer wieder. Man sammelt im Laufe der Zeit viel Erfahrung und kann davon im Beruf auf Dauer profitieren.

Die Ausbildung in der Pflege führt auf jedem Fall zu einem Lebensweg, der von Konstanz und Stabilität geprägt sein kann.