Erfahrungsbericht: Green Card gewonnen bei „The American Dream“

Ich habe bei „The American Dream“ vor einigen Jahren eine Greencard gewonnen. Gebrauch habe ich von ihr dann doch nicht gemacht, aber eins kann ich sagen: Ja, der Service funktioniert. Wer auswandern will, der sollte sich registrieren. Die USA verlosen jedes Jahr 55.000 solcher heiß begehrten Visa, und die Chancen für Deutsche stehen nicht schlecht.

Dennoch würde ich nicht jedem empfehlen mitzumachen, denn: Erstens sollte man sich ganz sicher sein, dass man wirklich auswandern möchte. Zweitens sollte man den USA auch etwas zu Bieten haben. Die warten dort schließlich nicht unbedingt auf Leute, die bereits in der hiesigen Gesellschaft total versagt haben.

Wie stehen die Chancen?
Kurz nach dem Studium, als ich noch jung und wild im Kopf war, da habe ich mich für die Greencard-Lotterie beworben. „Kann ja nicht schaden…“ – das war so meine Idee. [asa]3943176142[/asa] Also habe ich mich registriert. Circa 5 Jahre hat es dann gedauert, als plötzlich ein Brief von American Dream im Briefkasten lag: „Sie haben gewonnen!“

Jetzt möchten Sie natürlich wissen, ob 5 Jahre eher viel oder eher wenig sind. Leider habe ich darauf keine Antwort, ich kann nur eins sagen: Die USA verlosen 55.000 Greencards pro Jahr. Es bewerben sich Millionen darum – das ist die schlechte Nachricht. Das Gute ist: Viele Bewerber scheitern aufgrund von formalen Fehlern. Ihre Unterlagen werden aussortiert, weil sie irgendeinen falschen Eintrag gemacht haben, oder weil ihr Foto nicht die entsprechende Anzahl von Pixeln enthält usw. Vor diesem Problem braucht man mit „American Dream“ keine Angst mehr haben. Wer dort seinen Eintrag ausfüllt, der fällt schon sicher nicht mehr aus der Verlosung. Das ist der ganz große Vorteil, den solche Agenturen bieten.

      Ein weiterer Vorteil: die USA nehmen nicht jeden, dahergelaufenen Deppen auf. Sie betreiben eine gesteuerte Einwanderungspolitik. Das heißt, es werden bevorzugt Leute reingelassen, bei denen man davon ausgeht, dass sie einen sinnvollen Beitrag für das Land leisten können. Nun bin ich ja Diplom-Betriebswirt (FH), hatte (und habe jetzt auch) zu der Zeit einen guten Job und Berufserfahrung. Das sind natürlich Fakten, die vermutlich zu meinem Gewinn beigetragen haben. Ist man dagegen ein Langezeitarbeitsloser ohne Schulabschluss und seine Ausbildung hat man auch verkackt, dann stehen die Chancen eher schlecht. Gute Handwerker und Akademiker haben grundsätzlich gute Aussichten. Begehrte Fachkräfte wie Informatiker, Ingenieure o.ä. haben sicherlich die besten Voraussetzungen. [asa]3868813306[/asa]

      Ich weiß nicht, ob das offiziell gesagt wird, dass es eine Auslese gibt. Angeblich werden bei der Verlosung ja alle gleich behandelt. Aber die USA wären schön blöd diesen Filter nicht anzusetzen. Immerhin muss man den Schulabschluss angeben, ob man ein Studium absolviert hat oder welchen Beruf man gelernt hat usw. Mich würde es zumindest sehr wundern, wenn jemand ohne Abschluss und mit jahrelanger Hartz-IV-Karriere eine Greencard gewinnen würde. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass nicht alle gleich behandelt werden, sondern dass sehr wohl Leute Vorzugsbehandlung bekommen – ohne Gewähr natürlich.

      Das sollten Sie vor einer Registrierung bedenken
      Bevor man sich jedoch für die Verlosung registriert, sollte man einige Punkte dringend bedenken:

      Eine Greencard ist dazu da, dass man innerhalb von 12 Monaten auswandert. Sobald sie ausgestellt ist, muss man einmal pro Jahr ins Land einreisen und sie dort verlängern, wenn man noch nicht ganz so schnell auswandern möchte. [asa]3831140480[/asa]Gerät man aber irgendwann an einen besonders skeptischen Beamten der Einwanderungsbehörde, dann kann es sein, dass es Probleme gibt. Dieser könnte Beweise dafür einfordern, dass man gerade dabei ist seinen Wohnsitz in die USA zu verlegen. Wenn man keine hat, dann kann es auch passieren, dass sie nicht mehr verlängert wird. Diese Infos habe ich zumindest in den Foren gefunden, als es um meine Greencard ging.

      Wie lange es dauert, bis man eine Greencard gewinnt, oder ob überhaupt – das ist völlig unklar. Man kauft vielleicht gerade ein Haus, verschuldet sich über beide Ohren und plötzlich kommt die Post mit der Gewinnbestätigung. Das ist dann natürlich äußerst ungünstig und man muss finanzielle Opfer bringen. Eine Bewerbung sollte daher gut durchdacht sein. Man muss immer einen Plan B in der Hinterhand haben, wenn es plötzlich heißt: Kofferpacken!

      Manchmal ändert sich die Lebenssituation. Man lernt jemanden kennen, ist ein paar Wochen oder Monate zusammen und plötzlich gewinnt man die Greencard. Leider bekommen aber nur Ehepartner und Kinder eine mit ausgestellt. Heißt: entweder Sie heiraten, oder Sie trennen sich. Gut, man kann wie oben gesagt, durch die Lösung mit der jährlichen Einreise eventuell noch ein paar Jahre Zeit herausholen. Aber wenn Sie sofort auswandern möchten, dann kommen Sie in eine knifflige Lage.

      Wir kennen ja die Situation: hier in Deutschland fahren Leute mit russischem Ingenieurdiplom Taxi. Ich weiß nicht wie die Lage dort ist, ob der Studienabschluss / die Ausbildung 100% anerkannt wird oder nicht. Das hängt wohl vom Wohlwollen der jeweiligen Firma ab, bei der man sich bewirbt. Als Anwalt oder Arzt wird man jedoch nicht einfach so weiterpraktizieren können.[asa]3868813306[/asa]

      Das hat mich zum Beispiel davon abgehalten zu gehen. Wenn man hier einen guten Job hat, dann ist das viel wert. Das Verdienstniveau in Deutschland war zu der Zeit deutlich höher (guter EUR-USD-Wechselkurs), bei gleichzeitig wesentlich besserer sozialer Absicherung. Ob man in den USA jemals wieder auf dem Standard leben kann wie hier, das steht in den Sternen. Für mich hätte es sich eher nicht rentiert, denn hier bin ich nun mal Gutverdiener – Dank der fleißigen Mithilfe der Gewerkschaften. Die USA sind da ja eher arbeitnehmerunfreundlich, was mir gar nicht gefällt. Ich sage nur: Urlaubsanspruch, Kindergeld, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kündigungsschutz, Elterngeld usw.

      Ich wollte jedenfalls nicht mit 30 Jahren auswandern, nur um dann zu erfahren, dass ich mich in den Firmen immer erst vom Postboten jahrelang auf mein altes Gehaltsniveau hocharbeiten muss. Zudem ist die Finanzkrise in den USA viel schlimmer ausgefallen als in Deutschland. Die vereinigten Staaten erholen sich gerade erst so richtig von den Folgen. Die letzten Jahre waren von immenser Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Flaute geprägt. Das waren keine guten Voraussetzungen für einen Umzug.

      Was ich damit sagen will: wenn man sich registriert, dann muss man ernsthaft „bereit“ sein zu gehen. Man muss schon vorher alles recherchieren und wissen über das, was einen dort erwartet. Man muss bereit sein das eigene Umfeld, seinen Job, die soziale Sicherheit, die (einigermaßen) gute medizinische Versorgung hier aufzugeben für eine ungewisse Zukunft, in einem Land, wo die soziale Absicherung bei weitem nicht so gut ist wie hier.

      Wem das alles keine Probleme bereitet, wer über ein gute Ausbildung verfügt, dem kann ich empfehlen: Registriere dich bei American Dream und deine Chancen stehen nicht schlecht auf eine Greencard.

       

      Was gegen Auswanden in die USA spricht

      Bevor man sich Hals über Kopf in die Lotterie stürzt, sollte man ernsthaft darüber nachdenken, ob sich Auswandern nach Amerika bzw. generell wirklich lohnt. Viele Menschen verbinden mit den USA hohe Wirtschaftskraft und die große Freiheit. Leistung soll sich dort angeblich lohnen und der Staat lässt einen viel mehr Freiheiten. Bei genauerem Hinsehen ist das ein Hirngespinst, denn in Amerika wird man genauso reguliert und bevormundet, wie in allen anderen Ländern auch. Die Gehälter sind für die geringer qualifizierten Menschen im Verhältnis zu Deutschland viel niedriger.

      Des Weiteren sollte man beachten, dass die Mordrate pro 100.000 Einwohner ungefähr dreimal so hoch ist, wie die in Deutschland. Pro Jahr werden in den USA ca. 15.000-20.000 Menschen ermordet. Im Grunde könnte man sagen, dass dort ein unsichtbarer Bürgerkrieg abläuft. Er verteilt sich auf das ganze Land, so dass man ihn nicht als solchen erkennt.

      Ob sich Leistung in Amerika lohnt, das ist äußerst relativ zu sehen. Erstens kommt es darauf an, welche Arbeit man dort findet. In den Unternehmen kämpfen natürlich auch dort alle um die besten Plätze, so dass man nicht durch seine pure Anwesenheit einen steilen Aufstieg hinlegen wird. Was die Steuern angeht, da kann es sein, dass mehr vom Gehalt übrig bleibt, aber natürlich stellt sich die Frage, ob die Höhe des Gehaltes in Relation nicht doch niedriger ist? Lieber zahle ich auf 70.000 Euro 40% Steuern, anstatt auf 40.000 USD 10%. Ein niedriger Steuersatz klingt immer gut, aber man muss das Preisniveau auch berücksichtigen. In Ballungsräumen wie New York oder Boston sind die Mieten so hoch, dass man die Ersparnis durch die Steuer schnell wieder an seinen Vermieter verliert. Viele US-Expatriierte haben mir nach ihrer Rückkehr berichtet, wie wichtig es ist in einer guten Gegend zu wohnen. Geht man in ein billiges Viertel, dann läuft man Gefahr von Kriminellen behelligt zu werden. Zudem müssten die Kinder dann auf eine Schule gehen, in der Drogen und Gewalt an der Tagesordnung sind.

      Man sollte auch beachten, dass es kurzfristig zwar schön aussieht, wenn man „mehr“ Geld in der Hand hält. Allerdings drohen langfristig gesehen viel mehr Kosten, die man mit diesem Mehr an Gehalt begleichen muss. Die Uni für die Kinder kann 6-stellige Beträge in Anspruch nehmen. Für das Alter muss man selber vorsorgen. Mir graut es immer, wenn ich bei den Fernsehsendungen auf Kabel 1 oder Vox die Auswanderer sehe, die sich in den USA gerade so durchschlagen, aber stolz darauf sind, wie schön es ist dort zu sein. Ich denke mir dann immer: jaja, Dummkopf. Werde mal krank oder schau mal, wie es Dir in der Rente gehen wird. Dann siehst du mal, wie toll es wirklich ist in Amerika zu leben.

      Potenzial sehe ich diesbezüglich eher bei Leuten, die einen hochgradig wertvollen Hochschulabschluss erworben haben, wie zum Beispiel als Informatiker oder im Ingenieurwesen. Bei Hochqualifizierten, da spielen die Gehälter schon in einer anderen Kategorie und es kann gut sein, dass man dort sowohl mehr von seinem Geld hat, als auch einen besseren Lebensstandard.

      Viele Menschen, die hier erfolglos sind, denken, dass sie im Ausland erfolgreicher sein werden. Das ist oft ein Irrtum, denn ihre Defizite an Leistungsfähigkeit und Mangel an Kreativität usw. nehmen sie mit sich und führen sie nur in einem neuen Umfeld fort. Man sucht immer gerne die Gründe für Versagen bei anderen: bei der Gesellschaft, beim Staat usw. In Wirklichkeit fehlt es den Menschen einfach an der Fähigkeit sich durchzusetzen. Ich möchte hier niemandem die Auswanderung madig machen, das muss jeder selber wissen. Ich denke nur an die vielen Versager, die man bei „Die Auswanderer & Co“ sieht. Der Grund, warum sie meist scheitern ist genau der, von dem ich hier spreche. Sie haben keine besonderen Fähigkeiten, sind meist Durchschnitt oder weniger als das. Dementsprechend schlecht entwickelt sich ihre Laufbahn im Ausland – egal wo sie hingegangen sind.

      Es muss im Endeffekt jeder selber wissen, wo er sein Leben verbringen möchte. Wichtig ist nur, dass man beim Abwägen nicht nur kurzfristige Ziele im Auge behält, sondern auch Fälle wie: Arbeitslosigkeit, Scheitern, Berufsunfähigkeit, Rente und spätere Kosten oder Bildungschancen für Kinder in den Vergleich mit einbeziehen sollte. Und gerade in solchen Bereichen gehört Deutschland zu den besten Ländern der Welt.