Meine Erfahrungen mit Finanzberatern – Teil 2

Im ersten Teil der Serie habe ich erläutert wie manche Finanzberatungsfirmen ihren Nachwuchs rekrutieren und ihre Kunden akquirieren. Heute zeige ich Ihnen woran Sie einen schlechten Berater erkennen.

Eine Handvoll Standardprodukte für alle

Individuelle Beratung schreiben sich viele Firmen auf die Flagge aber das ist nicht mehr als eine Lachnummer. Egal bei welchem Finanzberater ich je gewesen bin, das Gespräch wurde jedes Mal so gelenkt, dass immer die gleichen Produktempfehlungen zustande kamen:

  • Bausparvertrag
  • Riesterrente
  • Kapitallebensversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung

Es spielte keine Rolle in welcher persönlichen Situation ich gerade war, die „Bedarfsanalyse kam immer zu obigem Ergebnis. Aber:

Braucht ein Single (zu dem Zeitpunkt), ohne Kinder und ohne laufenden Kredit für ein Eigenheim eine Kapital-Lebensversicherung?

Braucht jemand, der im Büro arbeitet, unbedingt eine Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz: BUV)?

Es zählt nur die eigene Provision

Lassen Sie sich nun diesen Satz durch den Kopf gehen:

„Wenn ich viel von einem Kuchen bekomme, dann muss auf der anderen Seite jemand mit leeren Händen dastehen.“

Fragen Sie sich nun warum es wohl so ist, dass immer die gleichen Produkte empfohlen werden?

Richtig! Weil die Provision für den Berater und für die Versicherung hier am höchsten sind und das führt automatisch dazu, dass irgendwer anders die Zeche zahlt – Sie.

Und wieso ist das so?

Berufsunfähigkeitsversicherung

Weil zum Beispiel eine BUV nur ganz selten ausgezahlt wird. Die Versicherer bauen so viele „Gummiklauseln“ in die Verträge ein, dass bei einer Berufsunfähigkeit die Auszahlung noch lange nicht garantiert ist. Wenn überhaupt, dann nach jahrelangem Rechtsstreit. Kritiker empfehlen zur BUV gleich eine Rechtsschutzversicherung mit abzuschließen, damit man später seinen Anbieter verklagen kann.

Insbesondere bei Bürotätigkeiten muss schon viel passieren, damit man seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Tritt so ein Fall ein, dann ist es gut möglich, dass eine generelle Erwerbsunfähigkeit vorliegt. Dieser Fall wiederum ist staatlich abgesichert, zudem kann man sich viel billiger privat zusätzlich versichern – hingewiesen wird man darauf aber meist nicht vom Berater.

Kapital-Lebensversicherung

Eine Kapitallebensversicherung ist meist teuer und ineffizient. Es ist normalerweise billiger eine Risikolebensversicherung abzuschließen und sich mit dem Unterschiedsbetrag einen guten ETF-Fondssparplan zuzulegen. Sehen Sie HIER.

Auch hierauf wird man meist nicht hingewiesen.

Riesterrente

Die Riesterrente steht seit Jahren in der Kritik niedrige Renditen abzuwerfen. Das liegt daran, dass die staatliche Förderung von den Anbietern zum Großteil abgeschöpft wird. Diese Form der Rente lohnt sich nicht. Auch hier sind ETF-Fonds langfristig gesehen sehr wahrscheinlich besser.  Auch diese Untersuchungsergebnisse werden vom Berater meist unter den Tisch gekehrt.

Bausparvertrag

OK, den kann man abschließen aber oft handelt es sich um so geringe Beträge, dass ein Zinsvorteil beim Immobilienkauf minimal ausfällt – sofern vorhanden. Denn hat man den Vertrag zu einem ungünstigen Zeitpunkt abgeschlossen, ist auch der Effekt obsolet.

Fazit

Viele Firmen nennen sich zwar unabhängige Vermögensberater, in Wirklichkeit verkaufen sie nur einige wenige Versicherungsprodukte an denen sie sich mit maximaler Ausbeute bereichern.

Eine individuelle Beratung findet nicht wirklich statt, sondern die Bedarfsanalysen kommen immer zu dem gleichen Ergebnis. Dieses umfasst meist ausschließlich die oben genannten Produkte. Alternativen werden nur bei intensiver Nachfrage genannt.

Haftungsausschluss

Alle rechtlichen Angaben in diesem Text sollen keine Form der Beratung sein, sondern spiegeln nur meine individuellen Ansichten wieder. Alle Angaben sind ohne Gewähr zu sehen.